Jay Ingram – Die Geschwindigkeit des Honigs

Dass wir alltägliche Dinge kaum noch als besonders wahrnehmen, ist sehr schade. Jay Ingram öffnet dem Leser in seinem Buch die Augen für die kleinen Ereignisse des Alltags, die wir kaum beachten. Sein Buch erhellt vieles, wirft aber auch Schatten.

Rückentext:

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Warum landet ein herunterfallender Toast immer auf der Marmeladenseite? Wie kommt es, dass Steine auf dem Wasser hüpfen? Und weshalb verteilt sich flüssiger Honig nicht gleichmäßig in alle Richtungen, wenn er aufs Brot fließt? Jay Ingram erfrischt ungewöhnliche Phänomene hinter gewöhnlichen Alltagserfahrungen und eröffnet überraschende und faszinierende Einblicke in die Naturwissenschaften.

So preist der Piper-Verlag das Werk von Jay Ingram an, der dem Leser populär-wissenschaftlich physikalische Gegebenheiten vermitteln soll.

Tatsächlich beginnt das Buch sehr physikalisch mit zerknülltem Papier, dem Fließverhalten von Honig und – Murphy lässt grüßen – fallendem Toast. Auch das folgende Kapitel „Kaffee macht Flecken“ ist richtig interessant, erklärt es doch anschaulich und verständlich, wieso Kaffeef beim Trocknen Ringe hinterlässt statt Flecken.

Die Erklärungen von Jay Ingram kann man gut folgen und er vermittelt nicht einfach, wie etwas ist, sondern schildert auch die Entwicklungen der Versuche bis zum aktuellen Stand der Forschung. Ich habe mich zu Beginn des Buches mehrfach ertappt, wie ich staunte und dachte: „Ach, so ist das!“.

Leider jedoch hält dieser Effekt das Buch über nicht an, denn von den 24 Kapiteln sind 13 nicht physikalisch ausgerichtet, sondern psychologisch und biologisch. Illusionen und zählende Tiere haben meiner Meinung nach weniger mit Physik zu tun. Wieso wir ein Gesicht attraktiv finden und ob man spürt, dass man angestarrt wird, halte ich ebenfalls weniger für eine Frage der Naturwissenschaft, sondern hätte sie eher den Geisteswissenschaften zugeordnet. Manche Schilderungen davon fand ich durchaus interessant, aber meine Erwartungen hinsichtlich der Physik wurden nur teilweise erfüllt.

Wer wie ich die reine Physik erwartet, wird unter Umständen also leicht enttäuscht. Wen erstaunliche Ausblicke über den Tellerrand nicht stören, den erwartet ein unterhaltsames Buch.

Prädikat: Teilweise sehr interessant, hält aber leider nicht, was es verspricht.

Technische Daten:

Autor: Jay Ingram
Titel: Die Geschwindigkeit des Honigs
Originaltitel: The Velocity of Honey
ISBN-10: 349224517X
ISBN-13: 978-3492245173
Umfang: 220 Seiten