Robert Harris – Pompeji

Die Stichworte historisch, Thriller, Verschwörung und drohende Naturkatastrophe versprechen einiges. Nun müssen sie nur noch richtig gemischt werden. Ob Robert Harris bei Pompeji die richtige Mischung fand, wird hier verraten.

Pompeji ist nicht das erste Buch, das zur Zeit des Vulkanausbruchs spielt. Philipp Vandenberg hat bereits 1986 dem Vesuv den historischen Thriller Der Pompejaner zu Füßen gelegt. http://www.hist-rom.de/themen/pompeii.html zufolge gibt es noch etliche weitere historischen Romane über Pompeji.

Wie die Kulisse endet, wissen wir natürlich schon vor der ersten Seite. Also muss die Geschichte schon irgendetwas Besonderes bieten, um sich aus der Masse hervorzuheben. Laut Buchrücken soll eine Verschwörung das nötige Salz mitbringen:

Pompeji, 79. n. Chr., reichste Stadt der römischen Weltmacht, Oase der Schönen und Mächtigen: Der junge Wasserbaumeister Attilius kommt einer skrupellosen Verschwörung auf die Spur, doch seine Nachforschungen werden überschattet von den unheimlichen Vorzeichen einer drohenen Apokalypse.

Der junge Attilius wird in das Städtchen Misenum an der Bucht von Neapolis geschickt, denn sein Vorgänger Exominus ist einfach verschwunden und Attilius soll dessen Position als Aquarius bzw. Wasserbaumeister übernehmen. Die Wasserbaumeister haben damals im Auftrag des römischen Reiches Aquädukte erbaut und instand gehalten, so auch in der Gegend um Pompeji. Dort trägt das Aquädukt den Namen Aqua Augusta und bringt Wasser in die Städte, die an der Bucht von Neapolis gelegen sind.

Der Roman beginnt zwei Tage vor dem Ausbruch und beschreibt, wie der Neuling Attilius mit dem Widerstand der lokalen Arbeiter zu kämpfen hat. Obwohl er der Experte ist, glaubt und vertraut ihm keiner. Jeder weiß alles besser und sowieso verhalten sich alle unglaublich arrogant. Richard Harris hat das so gut beschrieben, dass man sich wirklich über „diese verblödeten Ignoranten“ aufregen kann.

Durch die Vorboten des Ausbruchs wird die Aqua Augusta an der Flanke des Vesuvs unterbrochen und Attilius muss nach Pompeji, um den Wasserlauf wieder zu reparieren. Er stellt Nachforschungen über den Verbleib von Exominus an, lernt einen stinkreichen ehemaligen Sklaven und dessen Tochter kennen und findet einiges über die Machtverhältnisse in Pompeji heraus. Nebenbei repariert er mit einem Bautrupp das Aquädukt und stolpert über die auf dem Buchrücken genannte Verschwörung.

Die Charaktere sind gut genug gezeichnet, um mitfühlen und mithassen zu können. Was hätte ich so mancher Figur gerne angetan? Das Reizvolle an diesem Roman jedoch ist die lebendige Beschreibung des damaligen Lebens. Ich fühlte mich wirklich wie mittendrin statt nur dabei. Auch die verschiedenen Phasen des Ausbruchs werden detailliert beschrieben und naturwissenschaftlich Interessierte kommen somit auf ihre Kosten. Das war’s dann aber auch schon mit Bonuspunkten, denn wirklich spannend wird die Geschichte nicht erzählt.

Das Buch liest sich gut und interessant, fesselte mich aber nicht. Harris‘ Mischung reicht leider nicht, um den Roman aus der Masse des Einheitsbreis hervorzuheben.

Prädikat: Interessant zu lesen, ansonsten aber Durchschnitt

Technische Daten:

Autor: Robert Harris
Titel: Pompeji
Originaltitel: Pompeji
ISBN: 3453470133
Umfang: 379 Seiten

Nachtrag am 26.01.2007: Warum sagt mir denn keiner, dass Richard in Wirklihckeit Robert heißt? Mannomann, wie peinlich…