Vor einiger Zeit bin ich auf imzwielicht.de auf ein neues Buch im Wächter-Universum gestoßen: Bewahrer des Chaos von Wladimir Wassiljew. Da mich die Wächter bereits fasziniert hatten, musste ich dieses Buch folglich ebenfalls lesen.
Der Inhalt
Die ganze Welt schwebt durch den Großen Vertrag im Gleichgewicht zwischen Lichten und Dunklen. Die ganze Welt? Nein, denn in Sankt Petersburg gibt es zwar die Tag- und die Nachtwache, aber dort herrschen andere Andere, die Schwarze oder Wilde genannt werden. Gewalt und Menschenopfer sind an der Tagesordnung. Laik und seine Mitarbeiter der Kiewer Tagwache werden von der Inquisition beauftragt, in St. Peterburg für Ordnung zu sorgen. Vor Ort stellen sie fest, dass dies kein einfaches Unternehmen wird, denn erstens werden die Schwarzen von der ehemaligen Geliebten Ariks, einem Mitarbeiter Laiks, angeführt und zweitens ist diese eine Andere außerhalb jeder Kategorie.
Das Buch
Wassiljew hat dieses Buch mit der Erlaubnis Sergej Lukianenkos geschrieben. Ursprünglich hatte Wassiljew das Buch ursprünglich in der Ukraine ansiedeln wollen, womit Lukianenko einverstanden war. Die Handlung verlagert sich allerdings recht schnell kurz nach Moskau und dann nach Sankt Petersburg. Außerdem erweitert Wassiljew in Bewahrer des Chaos das Konzept der Anderen. Es ist fraglich, ob Lukianenko mit dieser Erweiterung glücklich hat, eröffnen sich damit doch völlig neue Dimensionen und Perspektiven.
Inhaltlich dreht es sich zwar um die Wächter und man trifft auf altbekannte Figuren, doch Bewahrer des Chaos ist kein Lukianenko und bleibt einfach nur eine Kopie. Es fehlen der Witz und der Feinschliff Lukianenkos. Für sich alleine genommen mag die Geschichte ganz nett sein, aber der Vergleich mit den Originalen lässt sich nicht vermeiden. Und da kann Wassiljew einfach nicht punkten. (Ich hoffe, die Verfilmung von The Hobbit erleidet nicht das gleiche Schicksal. Auch Guillermo del Toro wird sich mit dem Jackson-Epos vergleichen lassen müssen. Aber das nur am Rande.)
In Bewahrer des Chaos gibt es auch keine feste Hauptrolle. Der Fokus liegt zwar auf mehreren Wächtern, aber gerade wenn man dachte, man habe verstanden, dass sich das Buch um eine konkrete Figur dreht, tritt ein anderer Wächter in den Vordergrund.
Hatte man sich nach Wächter der Ewigkeit schon von den Wächtern verabschiedet, mach dieses Buch wieder Lust auf mehr Geschichten aus dem Zwielicht, doch sieht es zur Zeit nicht so aus, als würde diese Hoffnung in absehbarer Zeit erfüllt.
Ohne etwas verraten zu wollen: Beim Schluss wusste ich ehrlich gesagt nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Der Showdown endet so überraschend – anders.
Prädikat: Ganz nett, aber das Original ist besser
Technische Daten:
Autor: Wladimir Wassiljew
Titel: Bewahrer des Chaos
Originaltitel: Lik Černoj Pal’miry
ISBN: 978-3-492-70177-8
Umfang: 409 Seiten