Reisevorbereitungen für den Notfall

Solange im Urlaub nichts passiert, hat man keine Probleme. Wenn aber GAU eintritt und man bestohlen wird, ist ein Notfallplan sehr hilfreich, auch wenn sich die Wiederbeschaffung der verlorenen Dokumente nicht vermeiden lässt. Wie in der IT bei der Datensicherheit gilt hier: Redundanz, Redundanz, Redundanz.

Dokumente

Fertige Kopien Deiner Dokumente (Personalausweis, Führerschein, Krankenversichertenkarte) an und verteile die Kopien in den Gepäckstücken und behalte eine Kopie immer „am Mann“. Auf diese Weise dürftest Du höchstwahrscheinlich immer im Besitz einer Ausweiskopie bleiben, egal ob nur ein Teil des Gepäcks oder gleich das ganze Auto gestohlen wird (Nebenbei bemerkt: Autodiebstahl ist zumindest in Portugal seltener als der Aufbruch. Hat der Polizist gesagt, bei dem wir die Anzeige aufgegeben haben.).

Die Führerscheinnummer wird auf den Mietwagenpapieren ausgedruckt. Auf diese Weise hat man die Führerscheinnummer ebenfalls noch einmal dabei.

Wenn möglich nimm nur ein Ausweisdokument mit in Urlaub, damit Du Dich nach einem Diebstahl in Deutschland noch ausweisen kann. Innerhalb der EU reicht der Personalausweis, weshalb der Reisepass zuhause bleiben kann.

Ach ja: Zuhause in Deutschland hilft ein abgelaufener Reisepass ebenfalls, solange man Dich auf dem Bild noch erkennen kann. Besser ein abgelaufener Pass als gar kein amtliches Dokument.

EC- und Kreditkarten

Nimm wenn möglich mehr als eine EC-Karte und/oder Kreditkarte mit und verteile diese. Bewahre nicht alle in einem Geldbeutel auf. Ein Tipp von der Polizei lautete, eine der EC-Karten für den Notfall im Auto an einem schwer zugänglichen Ort zu verstecken.

Notfallliste

Notiere Dir vorab die Nummern aller EC- und Kreditkarten und schreibe zu jeder Karte die Sperrnummer auf. Nicht jede Bank nimmt am Sperrnotruf +49 116 116 teil. Die vom Betreiber zur Verfügung gestellte Teilnehmerliste ist dürftig. Frag bei Deiner Bank nach, wie Du Deine Karte sperren lassen kannst.

Wenn Du Dich unsicher fühlst, ruf vorher einmal bei der +49 116 116 an, damit Du weißt, was Dich erwartet.

Der Sperrnotruf nimmt Deinen Anruf übrigens nur entgegen und leitet Dich je nach Bank an den entsprechenden Dienst zur Sperrung weiter. Bei Karten unterschiedlicher Banken sind u.U. mehrere Anrufe bei der 116 116 notwendig.

In meinem Fall wurde ich für meine Bank an einen Telefoncomputer verbunden. Dieser fragt, ob Du Deine Kontonummer und Deine Bankleitzahl weißt. Beantwortest Du beides mit ja, darfst Du dem Computer die Ziffern diktieren („Ich habe folgende Kontonummer verstanden… Ist das richtig?“). Da ich lieber mit einem Mitarbeiter sprechen wollte, konnte ich den Telefoncomputer umgehen, indem ich die passenden Antworten gab: Die Frage, ob Du Deine Kontonummer weißt, beantworte mit Ja. Die Frage, ob Du Deine Bankleitzahl weißt, beantworte mit Nein.

Nimm die Telefonnnummern der wichtigen Kontakte (Sperrnotruf, Nachbarn, Freunde, etc.) auf Papier mit, falls Du sie nicht auswendig weißt. Im Handy alleine sind sie nutzlos, wenn das Handy gestohlen oder der Akku leer ist.

Deponiere die Notfallliste auch bei Freunden oder Eltern. Sollten wirklich alle Stricke reißen und auch Deine Notfallliste gestohlen werden, kannst Du jemanden benachrichtigen, der die Liste abtelefoniert.

Notiere die Nummer Deiner Krankenkassenkarte ebenfalls auf der Notfallliste, wenn Du sie nicht auswendig weißt.

Sonstige Anmerkungen

A propos Handy: Wenn nicht unbedingt nötig, nimm nicht Dein neues Handy mit in Urlaub. Ein altes Handy reicht im Notfall auch zum Telefonieren.

Was man ohnehin schon unabhängig vom Urlaub getan haben sollte: Deponiere einen Haustürschlüssel bei Nachbarn oder Freunden. Im Notfall benachrichtige den Besitzer des Ersatzschlüssels, damit er bei Deiner Rückkehr zuhause ist. Am besten nimmst Du erst gar keinen Haustürschlüssel mit in den Urlaub.

Lass keine Wertsachen im Auto, auch nicht im Kofferraum. Du weißt nicht, ob Dich jemand beobachtet, wenn Du am Kofferraum bist, wo Deine Wertsachen von außen nicht sichtbar aufbewahrt sein sollten. Hatte jemand Einblick in den Kofferraum, hat sich „nicht sichtbar“ erledigt.

Wohnst Du in einem Mehrfamilienhaus mit einer Schließanlage? Überprüfe Deine Haftpflichtversicherung (Du hast doch eine, oder?), ob der Austausch einer Schließanlage bei Schlüsselverlust abgedeckt ist. Erweitere ggf. die Versicherung um diese Klausel, bevor es teuer für Dich wird.

Hast Du eine Hausratversicherung? Dann prüfe, ob eine Klausel wie „Diebstahl von Hausratgegenständen aus geschlossenen Fahrzeugen“ enthalten oder ausgeschlossen ist und nimm diese ggf. mit in die Versicherung auf.

Hast Du eine teuere Fotoausrüstung? Dann solltest Du über eine spezielle Kameraversicherung nachdenken, auch wenn es nur ein Hobby ist. Ich hatte leider keine solche Versicherung.

Disclaimer

Die Vorbereitung mag übertrieben erscheinen, aber solange nichts passiert, scheint jede Vorsichtsmaßnahme übertrieben. Dieser Notfallplan basiert auf meinen eigenen Erfahrungen und muss daher weder vollständig sein noch muss er für andere Personen funktionieren. Ergänzungen und Anmerkungen sind herzlich willkommen.

20.08.2009 Ergänzung:
Scans der wichtigsten Dokumente und diese Notfallliste lassen sich im Internet ablegen. Ob privater Webspace, GMX-Mediacenter oder beispielsweise web.de ist dabei völlig egal, solange die Dateien jederzeit erreichbar sind. Sinnvollerweise legt man einen Passwortschutz auf das Verzeichnis mit den Dateien, damit die Ausweiskopie nicht zum weltweiten Freiwild wird. 😉

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