Dexter Morgan, Akt zwei: Der finstere Pfadfinder ist wieder unterwegs und kümmert sich um Übeltäter, die bisher ungeschoren davon kamen.
Der Inhalt
Dexter hat bereits einen mörderischen Pädophilen entsorgt und sucht dessen Komplizen, der Fotos gemacht hat, kommt dabei aber nicht so recht voran, weil Sergeant Doakes ihm auf der Pelle sitzt. Doakes, bereits aus Des Todes dunkler Bruder bekannt, muss wohl, so vermutet Dexter, gespürt haben, dass sich hinter Dexters menschlicher Fassade etwas anderes verbirgt. Umgekehrt hat auch Dexter gespürt, dass in Doakes ein Raubtier steckt.
Daher spielt Dexter den braven Menschen, besucht vermehrt seine Alibi-Freundin Rita und freundet sich mit deren Kindern an. Auf diese Weise kommt Dexter ungewollt zu einem Privatleben, das ihm eigentlich gar nicht recht ist.
Plötzlich wird ziemlich unappetitlich: In einem Haus wird etwas entdeckt, was entfernt Ähnlichkeit mit einem Menschen hat. Entfernt ist hier der richtige Ausdruck, denn diesem noch lebenden Etwas wurden bei vollem Bewusstsein von einem Unbekannten so ziemlich alle Extremitäten, sprich: Arme, Beine, Ohren, Nase, Genitalien und auch Zunge entfernt. Damit das Opfer die Reduktion auf den Torso im Spiegel mit anschauen musste, hat der wahnsinnige Chirurg auch noch gleich die Augenlider entfernt. Das Ergebnis ist – und ich zitiere – ein «Kopf ohne Gesichtszüge, der auf einem unbelasteten Körper saß». Dexter ist von der professionellen Arbeit des Chirurgen fasziniert.
Aus Washington stößt Kyle Chutsky dazu und übernimmt die Ermittlungen sowie Dexters Schwester Deborah. Offenbar haben Chutsky, Doakes und oben beschriebener Kartoffelsack eine gemeinsame Vergangenheit. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen verschwindet Chutsky und Dexter muss sich gemeinsam mit Doakes etwas einfallen lassen, um den Doktor mit dem scharfen Skalpell aus der Reserve zu locken. Wenn Dexter Doakes dabei loswird, umso besser.
Natürlich läuft nicht alles wie geplant…
Das Buch
Inhaltlich bietet Dunkler Dämon nichts weltbewegend Neues, abgesehen von weiteren Szenenbeschreibungen, die nichts für schwache Nerven sind. Lindsay vertieft die in Des Todes dunkler Bruder eingeführte Figur Dexters durch weitere Rückblenden in seine Kindheit und Erziehung, besser gesagt: seine Ausbildung durch Ziehvater Harry.
Außerdem wird die familiäre Beziehung zwischen Rita, ihren Kindern und Dexter ausgebaut.
Dexters salopper Ton zieht sich durch das ganze Buch und erzeugt typische Zitate wie
Der Mann war ein Perverser. Wäre ich zu moralischer Entrüstung fähig, ich bin sicher, ich wäre erfüllt davon gewesen.
und
Wir setzen uns einen Moment und genossen die Aussicht – Mond über dem Wasser, im Vordergrund Pädophiler in der Schlinge, sehr schön.
Ständig hört man im Hintergrund das Kichern aus dem Schatten, gefolgt von einem Blick auf ein Detail, das keinem Menschen sonst auffällt. Und manchmal weiß man nicht mehr, ob es das Kichern des Passagiers ist oder das eigene.
Prädikat: Ebenfalls grausam und gut.
Technische Daten:
Autor: Jeff Lindsay
Titel: Dunkler Dämon
Originaltitel: Dearly Devoted Dexter
ISBN: 978-3-426-62808-9
Umfang: 379 Seiten