Ganz frisch vom Nachttisch: Wächter der Ewigkeit.
Nachdem ich gestern die Büchersendung erhalten habe, war das Wächter-Finale direkt fällig.
Sechs Jahre sind nach den Ereignissen von Wächter der Nacht vergangen. Dazwischen lagen die Episoden aus Wächter des Tages und Wächter des Zwielichts. Anton hat seine Fähigkeiten weiterentwickelt und ist von einem einfachen Magier zu einem Hohen Magier aufgestiegen.
Sein Chef Geser schickt ihn nach Edinburgh, um in einem seltsamen Fall zu ermitteln: Ein junger, russischer Tourist wurde scheinbar von einem Vampir gebissen und ist verblutet. Dass Sebulon Anton Unterstützung anbietet, irritiert Anton zunächst. Scheinbar haben aber beide Wachen ein Interesse daran, diesen Fall aufzuklären.
Der Text auf der Cover-Rückseite und viele Beschreibungen in Online-Shops erwähnen eine Verschwörung von Lichten und Dunklen, die nach einem Artefakt trachten. Allerdings verraten diese zuviel, denn Anton kommt erst langsam dahinter, wer hinter den Ereignissen steckt und welches Ziel verfolgt wird.
Lukianenko hat das Buch wieder in drei Episoden aufgeteilt, die im Gegensatz zu den anderen Büchern zeitlich aber direkt aufeinander folgen. Überhaupt scheint drei für ihn eine wichtige Zahl zu sein, denn er beschreibt die Drei auch als magische Zahl und … aber damit würde ich jetzt zuviel verraten.
Auffällig ist, dass Wächter der Ewigkeit mit einer gehörigen Portion Humor und Augenzwinkern sehr locker geschrieben ist. Lukianenko wirft im Vergleich zu den Wortwitz und Anspielungen geradezu um sich. So finden Der Herr der Ringe, Harry Potter, Terry Pratchett und Luke Skywalker Erwähnung. Selbst eine Szene aus der unsäglichen Verfilmung lässt er nicht aus.
Ein schönes Zitat für seine Selbstironie:
Natürlich konnte man es nicht billigen, wenn Tomaten verkamen – doch mit diesem Verbrechen sollte sich meinetwegen eine Tomatenwache im Dienste von Greenpeace befassen.
Auch wenn man von den anderen Büchern gewohnt ist, auf alle kleinen Puzzlesteinchen zu achten, ist das Buch – schon wieder nicht – vorhersehbar. Und es gibt auch hier keine Zufälle.
Es ist wenig sinnvoll, Wächter der Ewigkeit als einzelnes Buch zu lesen. Zu oft bezieht sich der Autor auf Ereignisse der ersten drei Teile. Außerdem trifft man immer wieder auf alte Bekannte aus den anderen Wächter-Bänden, teilweise nur als Erwähnung, teilweise in Fleisch und Blut.
Das Auftauchen der Figuren und der Bezug auf die vorangegangenen Ereignisse wirken wie eine Reprise für das bevorstehende Finale. Die Erwartungen gegenüber dem Finale sollte man jedoch nicht zu hoch schrauben. Nicht dass das Buch ein schlechtes Ende hat. An dieser Stelle sei nur soviel verraten: Das Finale ist kein Knüller oder gar ein Feuerwerk. Es ist vielmehr angemessen, passend und tiefgehend.
Prädikat: Ein würdiges Finale für die Tetralogie
Technische Daten:
Autor: Sergej Lukianenko
Titel: Wächter der Ewigkeit
Originaltitel: Последний Дозор
ISBN-13: 978-3453522558
Umfang: 446 Seiten