Richard Montanari – Crucifix

Als ich mir dieses Blog im Dezember 2006 als Bücherregal eingerichtet habe, habe ich mich ein wenig umgeschaut, was andere so mit WordPress treiben. Wie ich genau zu ihm gelangt bin, weiß ich zwar nicht mehr, aber ich weiß noch genau, dass mein erster Kontakt mit Frank Bültges Blog seine Rezension zu Cruzifix war.

Ich habe seiner Empfehlung vertraut und das war gut so.

Ich hatte das Buch schon vor Franks Rezension in der Hand, wurde aber von der reißerischen Aufmachung eher abgeschreckt als angelockt. In großen, roten Lettern ist auf meiner Ausgabe „Crucifix“ auf die Titelseite gedruckt. Nach Dan Browns Sakrileg und Illuminati wurden die Büchertische mit Kirchenverschwörungsthriller geradezu überschwemmt. Mein Eindruck war, dass Crucifix auf dieser Welle mitschwimmt, wozu auch dieser Rückentext einiges beitrug:

Die Bevölkerung in Philadelphia wird mit Verbrechen konfrontiert, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen: Ein eiskalter Mörder hat es auf junge, katholische Mädchen abgesehen und lehnt sich bei seinen Tötungsritualen an die Passion Christi an. Für die Kriminalbeamten Kevin Byrne und Jessica Balzano beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn das Osterfest steht kurz bevor, und für diesen Termin hat sich der Killer die Krönung seiner mörderischen Aktivitäten vorbehalten…

Über den deutschen Titel kann man wieder mal streiten. Die Rosenkranz-Mädchen oder Der Rosenkranz-Mörder ist auch nicht schlechter als der gewählte Titel, zumal der Rosenkranz im Verlauf der Geschichte öfters erwähnt wird als ein Kreuz.

A propos Geschichte: An sich ist an der Geschichte nichts Besonderes: Man nehme einen altgedienten Detective, stelle ihm einen weiblichen Frischling zur Seite und konfrontiere sie mit einem furchtlosen Psychopathen. Der Killer entführt Schülerinnen katholischer Schulen am hellichten Tag, verstümmelt sie auf grausame Weise und arrangiert die Leichname in religiösen Motiven. Er lässt den beiden Detectives keine Ruhe, mordet er doch fast täglich und Ostern steht vor der Tür, das er sich anscheinend als Höhepunkt für sein Werk ausgesucht hat.

Natürlich lockt Montanari den Leser mehrfach auf falsche Fährten und man weiß bis zum Schluss nicht, was man ihm glauben soll, nachdem ich während der Lektüre meinen Hauptverdächtigen mehrfach wechseln musste.

Wenn aber die Geschichte und der Plot nichts Besonderes sind, wieso mache ich dann einen Buchtipp daraus?

Weil Montanari brilliant erzählt. Darum.

Die Charaktere von Kevin Byrne und Jessica Balzano sind sehr detailliert und facettenreich beschrieben. Sie sind keine schillernden Leinwandhelden, sondern Menschen mit Schwächen und Fehlern, die man nachvollziehen kann. Die Erzählweise der Handlung ist auch sehr ausführlich, aber der Autor verliert sich nie in Details. Den Nebenplot mit Byrne und dem Maori hätte man weglassen können, allerdings fehlte dann auch ein Teil von Byrne. Manche Abschnitte erzählt Montanari sogar aus der Perspektive des Serienmörders, auch wenn man ihm dadurch nicht auf die Spur kommt oder seine Beweggründe versteht.

Die Geschichte wird flüssig und detailreich erzählt und man traut sich kaum, das Buch aus der Hand zu legen aus Furcht, etwas zu verpassen. Tatsächlich ist dies eines der Bücher, weswegen ich eines Nachts mal wieder zu lange gelesen habe, was ich am nächsten Morgen gleich wieder bereut habe. Lediglich der Schluss verliert etwas an Niveau und gleitet auf Hollywood-Niveau ab.

Prädikat: Ein Buchtipp, weil ich sich dieser glaubwürdige Thriller spannend lesen ließ und er einfach Spaß gemacht hat.

Technische Daten:

Autor: Richard Montanari
Titel: Crucifix
Originaltitel: The Rosary Girls
ISBN-10: 3404155548
ISBN-13: 978-3404155545
Umfang: 523 Seiten

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